Als ich am Morgen aufwachte, hatte ich ehrlich gesagt keine große Lust, zum Karneval der Kulturen zu gehen. Die Vorstellung von Menschenmassen und überfüllten Straßen schreckte mich ab. Ich war kurz davor, meine Pläne zu ändern und einfach zu Hause zu bleiben. Doch dann entschied ich mich, dem Ganzen eine Chance zu geben und zumindest für einen kurzen Moment vorbeizuschauen. Schließlich hatte ich meinen Fotoapparat dabei und konnte vielleicht ein paar interessante Fotos machen.
Als ich in Kreuzberg am U-Bahnhof Mehringdamm ankam war es tatsächlich so voll wie ich befürchtet hatte. Menschen aller Nationalitäten und Kulturen drängten sich feiernd auf den Straßen und die Musik war „ohrenbetäubend“ laut. Entgegen meinem ersten Impuls einfach abzubrechen, beschloss ich wenigstens noch ein paar Schritte weiter zu gehen und Mir und dem Karneval der Kulturen die versprochene Chance zu geben.
Die farbenfrohen, oft traditionellen Kostüme, die mitreißende Musik, diese positive und weltoffene Energie die von allen Seiten ausging… einfach mitreißend… Inspiriert von den vielfältigen Eindrücken um mich herum ließ ich mich in der Menge treiben.
Mit der Kamera in der Hand begann ich die Tänzerinnen und Tänzer und ihre kunstvollen Wagen zu fotografieren und versuchte die Stimmung fotografisch einzufangen. Ich war fasziniert von den Details, den Farben, der Leidenschaft und dem Stolz der in jeder Bewegung zu spüren war.
Je mehr ich meine Umwelt durch den Kamerasucher wahrnahm, desto tiefer tauchte ich in die wortwörtlich dichte Atmosphäre ein. Ich vergaß die Menschenmassen um mich herum und ließ mich einfach von der Magie des Karnevals leiten. An der Freude und dem Spaß den alle hatten mit meiner Kamera teilzuhaben war wie eine erfrischende Dusche.
Umgeben von so vielen Kulturen und Menschen, die alle mit Herzblut bei der Sache waren und eine freudvolle Atmosphäre der Toleranz und Offenheit mir und auch gegenüber meiner Kamera schufen, dachte ich mir: „Was für ein passendes Fest für Berlin… ich wohne in einer lebenswerten und inspirierenden Stadt!
Wenn die Welt leicht ist, vergeht die Zeit wie im Flug und ehe ich mich versah, war es schon nach 18 Uhr.
Ich befand mich nun am Hermannplatz in Neukölln wo ich mich Richtung U-Bahn vom bunten Treiben verabschiedete. Auf der Rückfahrt ließ ich die vielen Erlebnisse und Eindrücke dieses Tages Revue passieren; ich hatte neue Bekanntschaften geschlossen, wunderschöne Fotos gemacht, eine kulturelle Vielfalt erlebt die mich tief berührte und mit Menschen das Menschsein gefeiert.